Große Bühne

Loreleybühne mit Kamerateam

Ui, jetzt ist es schon passiert. Ich musste vor die Kamera treten und einen umstrittenen Stadtratsbeschluss vertreten. Schon beginnt das Genörgel auf Facebook. „Profilneurose“, „oberflächlich!“, „Sturköpfe“ und ähnliches. Das sagen aber ausschließlich Menschen, die offenbar selbst nicht die Entwicklung dieses „Dramas“ kennen, nicht kennen können. Für diese, aber natürlich auch für alle Häusener, hier ein paar erklärende Worte.

Profilneurose

Wow, da geht wohl jemand davon aus, ich hätte mich drum gerissen, ins Fernsehen zu kommen. Wahr ist dagegen, ich bin nicht nur „ehrenamtliches Stadtratsmitglied“, wie in dem Beitrag angetextet, sondern Erste Beigeordnete (ebenfalls ehrenamtlich). Und das heißt, wenn der Bürgermeister nicht zur Verfügung steht, wie hier der Fall, dann habe ich die entsprechende Aufgabe zu übernehmen. Hier also: den Kündigungsbeschluss des Stadtrats zu erläutern. Und zwar unabhängig davon, ob ich selbst dafür gestimmt habe (was ich tat) oder nicht. Nachdem ich selbst fast zwanzig Jahre lang immer hinter der Kamera gestanden habe, dachte ich mir: Geschieht dir recht, jetzt trifft es dich.

Oberflächlich

Die Reporterin hat den Beitrag als Drama in drei Akten angelegt. Ein klassisches Drama dauert mehrere Stunden. Der Konflikt um die Loreleybühne inzwischen mehrere Jahre. Der Fernsehbeitrag versucht, die ganze verzwickte Geschichte in vier Minuten zu skizzieren. Ein schwieriges Unterfangen. Da ist es hilfreich, wenn die Interviewpartnerin einen Allgemeinplatz wie „Beim Bauen gibt es schon mal Verzögerungen“ absondert. Das fasst Gespräche und Abstimmungen zwischen Stadt, Planungsbüro, Bauamt, Denkmalbehörde, Fördermittelgeber, Pächter und weiteren Beteiligten, eine Prozedur, die sich über Monate hinzieht, recht übersichtlich in wenigen Sekunden zusammen. Einzelheiten und nähere Ausführungen, die die Interviewpartnerin folgen ließ, würden da zu weit führen und den Beitrag sprengen.

Vertrag ist Vertrag

So ist es. Aber was im Beitrag in die Kamera gehalten wird, ist kein Vertrag, sondern eine Absichtsbekundung, die 2014 unterzeichnet wurde, um beim Land Rheinland-Pfalz Fördermittel für das Bauvorhaben zu beantragen. Dass dieses Bauvorhaben dann nicht ein Jahr später fertiggstellt sein kann, das müsste sich jeder denken können. Und das hat auch der Bühnenpächter gewusst.

Freie Medien

Die Rhein-Zeitung hatte die Aussetzung der Stadtratsbeschlüsse durch den Bürgermeister ganz anders bewertet. Aber die Welt braucht Helden, und so machte die Landesschau halt ein Heldenepos draus. Warum nicht. Ich wünsche gute Unterhaltung!

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