Große Bühne

Loreleybühne mit Kamerateam

Ui, jetzt ist es schon passiert. Ich musste vor die Kamera treten und einen umstrittenen Stadtratsbeschluss vertreten. Schon beginnt das Genörgel auf Facebook. „Profilneurose“, „oberflächlich!“, „Sturköpfe“ und ähnliches. Das sagen aber ausschließlich Menschen, die offenbar selbst nicht die Entwicklung dieses „Dramas“ kennen, nicht kennen können. Für diese, aber natürlich auch für alle Häusener, hier ein paar erklärende Worte.

Profilneurose

Wow, da geht wohl jemand davon aus, ich hätte mich drum gerissen, ins Fernsehen zu kommen. Wahr ist dagegen, ich bin nicht nur „ehrenamtliches Stadtratsmitglied“, wie in dem Beitrag angetextet, sondern Erste Beigeordnete (ebenfalls ehrenamtlich). Und das heißt, wenn der Bürgermeister nicht zur Verfügung steht, wie hier der Fall, dann habe ich die entsprechende Aufgabe zu übernehmen. Hier also: den Kündigungsbeschluss des Stadtrats zu erläutern. Und zwar unabhängig davon, ob ich selbst dafür gestimmt habe (was ich tat) oder nicht. Nachdem ich selbst fast zwanzig Jahre lang immer hinter der Kamera gestanden habe, dachte ich mir: Geschieht dir recht, jetzt trifft es dich.

Oberflächlich

Die Reporterin hat den Beitrag als Drama in drei Akten angelegt. Ein klassisches Drama dauert mehrere Stunden. Der Konflikt um die Loreleybühne inzwischen mehrere Jahre. Der Fernsehbeitrag versucht, die ganze verzwickte Geschichte in vier Minuten zu skizzieren. Ein schwieriges Unterfangen. Da ist es hilfreich, wenn die Interviewpartnerin einen Allgemeinplatz wie „Beim Bauen gibt es schon mal Verzögerungen“ absondert. Das fasst Gespräche und Abstimmungen zwischen Stadt, Planungsbüro, Bauamt, Denkmalbehörde, Fördermittelgeber, Pächter und weiteren Beteiligten, eine Prozedur, die sich über Monate hinzieht, recht übersichtlich in wenigen Sekunden zusammen. Einzelheiten und nähere Ausführungen, die die Interviewpartnerin folgen ließ, würden da zu weit führen und den Beitrag sprengen.

Vertrag ist Vertrag

So ist es. Aber was im Beitrag in die Kamera gehalten wird, ist kein Vertrag, sondern eine Absichtsbekundung, die 2014 unterzeichnet wurde, um beim Land Rheinland-Pfalz Fördermittel für das Bauvorhaben zu beantragen. Dass dieses Bauvorhaben dann nicht ein Jahr später fertiggstellt sein kann, das müsste sich jeder denken können. Und das hat auch der Bühnenpächter gewusst.

Freie Medien

Die Rhein-Zeitung hatte die Aussetzung der Stadtratsbeschlüsse durch den Bürgermeister ganz anders bewertet. Aber die Welt braucht Helden, und so machte die Landesschau halt ein Heldenepos draus. Warum nicht. Ich wünsche gute Unterhaltung!

Erste Beigeordnete

Gebäude Rathaus Sankt Goarshausen

Knapp eine Woche nach der Wahl zur Ersten Beigeordneten der Loreleystadt. Jetzt wird`s Zeit, die Schockstarre abzuschütteln und ein paar Worte zu dem Ereignis zu veröffentlichen. Zuerst in aller Kürze die

Vorgeschichte

In den vergangenen Monaten hat es aus unserer Stadt mehr negative als positive Nachrichten gegeben. Ärger mit dem Pächter der Loreleybühne und die mehrmonatige krankheitsbedingte Auszeit des Stadtbürgermeisters Matthias Pflugradt waren die von außen sichtbare Spitze des Eisbergs. Doch nach der Rückkehr des Bürgermeisters wurde es nicht besser. Der Erste Beigeordnete Heinz-Peter Mertens und die Beigeordnete Anna Maria Weisbrod legten am 4. Mai ihre Ämter nieder. Sie protestierten damit gegen die Amtsführung des Stadtbürgermeisters, insbesondere dagegen, dass dieser Beschlüsse, die der Rat in seiner Abwesenheit getroffen hatte, in einer einsamen Entscheidung ausgesetzte. Er hatte nicht, wie es angemessen gewesen wäre, zuvor mit den Beigeordneten über seine (ungewöhnliche und überraschende) Entscheidung gesprochen oder sie auch nur informiert.

Am 16. Juni bestätigte die Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises die Beschlüsse des Stadtrats als rechtmäßig und die Aussetzung der Beschlüsse durch den Bürgermeister als unrechtmäßig. Der Stadtbürgermeister kündigte daraufhin in der Ratssitzung vom 23. Juni an, zurückzutreten, falls der Rat an seinen Beschlüssen festhalte.

In dieser Situation habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, für das Amt der Ersten Beigeordneten zu kandidieren. Kurz darauf erfuhr ich, dass es Verstärkung von außerhalb des Stadtrats geben würde: Nico Busch, Jurist und Chef eines Sicherheitsdienstes, will in die Stadtpolitik einsteigen. Eine gute Nachricht, denn wie vielen ehrenamtlichen Gremien fehlt auch unserem Rat der Nachwuchs.

Und so ist es gekommen

Der Rat wählte mich mit 11 Ja- und 5 Nein-Stimmen zur Ersten Beigeordneten und Nico Busch ebenfalls mit 11 Ja- und 5 Nein-Stimmen zum weiteren Beigeordneten.

Matthias Pflugradt kündigte an, das Amt des Stadtbürgermeisters noch bis Ende Juli ausüben und dann niederlegen zu wollen. Ich werde bis zur Wahl des neuen Bürgermeisters oder der neuen Bürgermeisterin das Amt in Vertretung innehaben. Besonders angesichts der Probleme mit der Loreleybühne bin ich froh, dass Nico Busch dabei seine juristische Expertise mit- und einbringt.

Mein Ziel

ist, dass wir uns im Rat möglichst bald wieder den erfreulicheren und zukunftsträchtigen Themen zuwenden können: Wie können wir auch in Zeiten von Corona wieder möglichst viele Gäste in der Stadt beherbergen? Wie machen wir den Aufenthalt, das Leben auf Straßen und Plätzen für alle angenehmer? Wie kann die Stadt von der Umgestaltung des Loreleyplateaus profitieren? Wie werden wir attraktiver für Wander- und Fahrradtouristen? Wie erlangen wir die finanzielle Handlungsfähigkeit zurück, die uns durch eine hohe Verschuldung verloren ging?
Diese Themen sind zu lange vernachlässigt worden. Sie stehen auch aktuell leider nicht an erster Stelle. Mein Ziel ist, dass wir sie fest im Blick behalten und so bald wie möglich anpacken.

Der Umbau des Bahnhofs, die Sanierung des Krans, der Verkauf des Rathauses, die Bewirtschaftung des KD-Pavillons, … – all das ist auf den Weg gebracht, all das steht weiterhin auf der Agenda.

Mehr Ruhe zum #zuhausebleiben

Heute ist es trüb und nass. Endlich der ersehnte Regen, den die Natur so lange entbehren musste. Doch auch für viele von uns Menschen, wenigstens für viele Lärmgeplagte, bringt der Regen Erleichterung. Weil bei diesem Wetter nur wenige Motorräder unterwegs sind. Alle Besucher, und natürlich auch die Biker, sind zwar grundsätzlich willkommen. Allerdings nicht die, die mutwillig Lärm machen, durch zu hohe Geschwindigkeit und manipulierte Maschinen. Und die scheinen hier von Jahr zu Jahr in immer größeren Scharen einzufallen.
Einige Gemeinden wehren sich nun dagegen und fordern bessere Gesetze und entschiedenere Unterstützung gegen den Lärmterror. Aus dem romantischen Mittelrheintal ist leider noch keine Gemeinde bei dieser Allianz gegen den Lärm. Die Mitgliedschaft kostet 3000 Euro für einen Ort mit weniger als 3000 Einwohnern, für größere Orte sogar 5000 Euro. Ich fürchte, da würde unser Stadtrat nicht zustimmen. Spätestens die Kommunalaufsicht würde diese Ausgabe verbieten. Doch dem Verein Silent Rider e.V. können auch Einzelpersonen beitreten. Noch einfacher ist es, erstmal diese Petition zu zeichnen, die der Verein initiiert hat:



Gerne unterzeichnen und teilen. Denn sonnige Monate stehen uns bevor, und Wandern, Chillen, Radfahren ist ohne Lärm soviel schöner!

Neues Spiel neues Glück

Heute startet die neue Wahlperiode

mit der konstituierenden Sitzung. Ein neuer Bürgermeister, neue Beigeordnete, drei neue Ratsmitglieder. Auf der Tagesordnung stehen also Verpflichtung, Vereidigung, Amtseinführung und Wahl. (Der Rat wählt die Beigeordneten).

Matthias Pflugradt, der künftige Stadtbürgermeister, hatte im Wahlkampf ein paar neue Themen gesetzt und schon ein wenig Aufbruchsstimmung erzeugt. Frisch und gut erscheint mir die Idee, eine Brücke über den Rhein zu schlagen, und zwar eine ideelle, durch engere Zusammenarbeit mit der Schwesterstadt Sankt Goar. Bin sehr gespannt, wie sich diese Vision der beiden neuen Stadtbürgermeister (drüben: Falko Hönisch) mit Leben füllen lässt. Darüber hinaus haben wir natürlich weiterhin die „alten“ Themen vor der Brust: die Ertüchtigung (schönes Wort) der Freilichtbühne, Umbau des Bahnhofs, Verkauf des gegenwärtigen Rathauses, Neugestaltung des Krangeländes und vieles mehr.

Ich hoffe und wünsche mir sehr, dass die Arbeit im Rat wieder konstruktiver wird, der Umgangston respektvoller, die Kommunikation des Bürgermeisters mit dem Rat und den Beigeordneten zuverlässiger. Ich habe mich entschieden, diesmal nicht als Beigeordnete zu kandidieren, ich verabschiede mich also aus diesem Ehrenamt. Ein bisschen wehmütig zwar, aber zwischen den Erwartungen an dieses Amt und den realen Einflussmöglichkeiten klaffte zuletzt eine zu große Lücke. Sprich, ich fühlte mich zwar mit verantwortlich für das, was im Rathaus „verzapft“ wurde, hatte aber de facto zu wenig Einfluss darauf. – Na ja, Schwamm drüber, schauen wir nach vorne.

Das Foto oben schien mir als Symbolbild passend: Die Karten sind neu gemischt, aber vieles liegt noch im Dunkeln der Zukunft. Das sah beim Auftritt der Kauber Showtanzgruppe auf der Kappensitzung des KVG (am 9. März) natürlich besser aus auf diesem Foto. Aber nehmt auch das symbolisch: wenn der neue Stadtrat erst in Bewegung ist, wird sich sicher eine super Choreografie offenbaren.

Krangelände – Anwohner-Parkausweise beantragen!

Zeitungsartikel aus VG Loreley Mitteilungsblatt 47/2018

Aufruf in der Wochenzeitung der Verbandsgemeinde

Hier ein kurzer Nachtrag zum Thema Anwohnerparken am Krangelände. Im Wochenblatt ruft die VG-Verwaltung auf, „im Bürgerbüro“ Parkausweise zu beantragen. Das soll innerhalb der nächsten 10 Tage, nämlich bis 7. Dezember geschehen. Leider steht weder eine Telefonnummer noch eine Mailadresse dabei. Ich habe mit dem zuständigen Mitarbeiter des Ordnungsamts gesprochen und erfahren, dass man die Parkerlaubnis natürlich auch per Mail anfordern kann. Dazu Name, Adresse und Kfz-Kennzeichen an Herrn Kürzer senden c.kuerzer@vg-loreley.de Außerdem soll man angeben, ob man eine der Garagen auf dem Krangelände nutzt.
Im neuen Jahr will das Ordnungsamt die Einhaltung der neuen Parkregeln überwachen.

Keine Wohnmobile mehr am Kran

Eigentlich schade, oder?

Große Wohnmobile stehen direkt am Rheinufer, im Hintergrund der Loreleyfelsen

Je größer, desto besser? Wohnmobile versperrten Wandern und Spaziergängern den Blick und den Weg (Mai 2018)

Seit Donnerstag ist die Einfahrt zum Krangelände nur noch für Anwohner erlaubt. Für viele Wohnmobilisten, die das schöne Oktoberwochenende hier verbringen wollten, kam das sicher überrraschend. Und mancher Anwohner war überrascht, dass sich hier nun doch noch etwas getan hat. Denn die neue Regelung hat eine lange Vorgeschichte.

Verkehrszeichen 250 mit Zusatz Außer Anwohner

Verbot für Fahrzeuge aller Art (Außer Anwohner) Neues Schild seit 11.10.18

Die verkehrsbehördliche Anordnung von der Verbandsgemeindeverwaltung (VG) kam im Februar 2017, also vor gut anderthalb Jahren. Darin hieß es, dass diese Schilder an allen drei Zufahrten zum Krangelände aufzustellen seien. Zu der Zeit vertrat ich gerade den damaligen Stadtbürgermeister Heinz-Peter Mertens. Ich hielt es für übertrieben, gleich das gesamte Gelände zu sperren, und meldete an die VG-Verwaltung, dass statt der drei Schilder nur eins aufgestellt werden sollte, nämlich an der hinteren Abfahrt, die ins Landschaftsschutzgebiet führt. Dort nämlich gibt es immer wieder die besonders Dreisten, die denken, der beste Platz im romantischen Rheintal – natürlich kostenlos – wäre für sie gerade gut genug.

Schild Landschaftsschutzgebiet, dahinter mehrere Wohnmobile, im HG Loreleyfels

Landschaftsschutzgebiet? Mir doch wurscht

Das sieht zum einen scheußlich aus. Und zudem hat es Signalwirkung. Die Botschaft: In Sankt Goarshausen nimmt man es nicht so genau. Regeln muss man hier nicht ernst nehmen, hier gilt das Recht des Stärkeren. Oder des Dümmeren? – Wenn man die Wildcamper im Landschaftsschutzgebiet ansprach, bekam man meistens Antworten wie „Ach, hier darf man nicht reinfahren? Wusste ich gar nicht.“ Deshalb sollte ein Schild, das JEDER kennen muss, das Einfahrtverbot verdeutlichen.

Auf dem Gelände vor dem Kran dagegen (Abfahrt gegenüber dem Stadtturm), glaubte ich, könnte man die Wohnmobile dulden. Deshalb bat ich die Verwaltung, die verkehrsbehördliche Anordnung zu ändern. Allerding führte mein Änderungsantrag dazu, dass nun anderthalb Jahre gar nichts mehr passierte. Weiterhin fuhren PKW und Wohnmobile ins Landschaftsschutzgebiet, weiterhin parkten PKW-Fahrer auf der Durchreise, um mal schnell – vermeintlich unbeobachtet – an eine der alten Betonmauern zu pinkeln oder ihren Müll mal eben in den Rhein zu entsorgen. Das haben Anwohner immer wieder berichtet, und die Spuren sind nicht zu übersehen.

alter rostiger Krangreifer

Die alten Greifer stehen, wie der Kran selbst, unter Denkmalschutz. Sie sollen bald saniert werden …

leere Kaffedose, Alufolie und gefüllte Fäkalienbeutel im Innern des Krangreifers

… und werden immer wieder als illegale Mülleimer missbraucht.

Und was ändert sich nun an diesem wunderschönen Platz im romantischen Oberen Mittelrheintal?

Erstmal wohl nicht viel. Mit der Entscheidung, den gesamten Platz zu sperren, hat man meiner Ansicht nach das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Die Gastronomen und Gewerbetreibenden sind sauer, weil sie meinen, hier würde ihre Kundschaft vergrault. Die Anwohner sehen frustriert, dass sich viele nicht an die neue Regel halten und trotzdem wieder mit ihren Wohnmobilen das Gelände belegen. Die Camper glauben offenbar, ihr Gewohnheitsrecht stehe über der StVO.

Cabrio mit Staubwolke im Landschaftsschutzgebiet, dahinter Wanderer

Frechheit siegt, es gilt das Recht des Stärkeren? Der lonesome Playboy in seinem Cabrio kümmert sich nicht um Einfahrtverbote

Und weiterhin hält sich das hartnäckige Gerücht, Mitglieder des örtlichen Angelvereins hätten Sonderrechte und dürften mit ihren PKW ins LSG fahren. Das trifft nicht zu. Nur bei Veranstaltungen des Vereins wie „Anangeln“ und „Abangeln“ gilt eine Ausnahme für die Mitglieder. Das sagte mir der Stadtbürgermeister. Aktualisierung am 21.10.: Inzwischen hat mein Stadtratskollege Reiner Reckermann mir die Sondergenehmigung für den Agelsclub Loreley zugeschickt. Darin heißt es, dass die Mitglieder des Angelclubs Loreley e.V. das Ufergelände befahren und während der Ausübung des Angelsports dort parken dürfen und dass Veranstaltungen des Vereins dort stattfinden dürfen. – Also doch kein Gerücht! – Dank für die Aufklärung an Reiner Reckermann!

Nun darf man gespannt sein, ob das Ordnungsamt die neue Regelung auf dem Krangelände auch durchsetzt. Wenn nicht, ist das einmal mehr das Signal, dass es hier zugeht wie im Wilden Westen: Regeln gelten nur, solange sie uns in den Kram passen.

Aber so pessimistisch soll dieser Artikel natürlich nicht enden. Ich habe deshalb dem Bürgermeister vorgeschlagen, die neue Kranplatz-Regelung auf der Internetseite der Stadt bekannt zu machen und um Verständnis dafür zu werben. Außerdem könnte er an die paar Wohnmobil-Portale schreiben, die im Internet den Platz als Stellplatz anpreisen. Er sollte auch dort die neue Situation bekanntmachen und darauf hinweisen, dass es einen offiziellen Campingplatz in Sankt Goarshausen gibt!

Bessere Kommunikation kann hier, wie so oft, zum Erfolg führen. Und noch ein Nachtrag: Natürlich nehmen die meisten der Camper ihren Müll mit und werfen ihn nicht in die Landschaft. Die meisten sind nette Menschen, die die Natur lieben, und ich habe mit einigen gute Gespräche geführt. Mit anderen Worten, der Untertitel „Schade, oder?“ ist keinesfalls ironisch gemeint.

Bahnlärm und kein Ende?

Vor einigen Wochen hat der Berufsabenteurer Andreas Kieling Sankt Goarshausen zum lautesten Ort Deutschland gekürt.


Das ist eine zweifelhafte Ehre, aber es nützt nichts, gegen diese Antiwerbung zu protestieren.
Statt dessen müssen wir uns fragen: Was können wir für ein ruhigeres Mittelrheintal tun?

Fragebögen beantworten – bringt uns das weiter?

Vor ein paar Wochen hatte das Eisenbahnbundesamt aufgerufen, einen Bahnlärm-Fragebogen auszufüllen. Mit den Ergebnissen aus dieser Umfrage wird dann ein Lärmaktionsplan erstellt. Aber rasche Verbesserungen bringt der nicht. Weder wird sich schnell etwas ändern, noch haben wir einen Anspruch darauf, dass die Bahn aufgrund der Umfrage-Ergebnisse etwas gegen den Lärm tut.
Deshalb ruft die Bürgerini „Pro Rheintal“ jetzt ihrerseits dazu auf, diesen Fragebogen auszufüllen. Darin sollen alle Lärmquellen, nicht nur der Lärm durch Züge dargestellt werden.
Ich denke, dass möglichst viele Betroffene den Fragebogen ausfüllen sollten. Es kann nichts schaden und unterstützt die, die sich gegen den Lärm engagieren. Schon deshalb ist es nützlich.

Ohren auf: Was ist zu tun?

Die Nacht, das Wochenende, der Urlaub, das sind die Zeiten, in denen sich Menschen erholen wollen. Wenn das hier wegen des Lärms nicht möglich ist, dann ist die Zukunft es Mittelrheintals düster. Und je mehr Menschen wegziehen, desto weniger bleiben über, die Druck machen und helfen, das Ruder herumzureißen.
Als ich herkam dachte ich noch, man könne das Problem weglächeln. Aber das funktioniert nicht. Deshalb habe ich ein paar Ideen gesammelt, was wir außer Fragebögen ausfüllen noch tun können.

  • Der eigenen Wahrnehmung trauen, die eigenen Interessen vertreten. „Du bist zu empfindlich“, „Anderswo ist es noch schlimmer“, „Dann zieh doch woandershin“ – so lauten die Versuche, das Thema beseite zu schieben. Hier hilft nur, sich auf die eigenen Sinne zu verlassen und Verharmlosungsversuche zu ignorieren.
  • Alle Aspekte benennen: Es ist nicht nur der Bahnlärm, der nervt. Auch die übrigen Lärmquellen müssen auf die Tagesordnung. Vor allem der Verkehrslärm auf den beiden Bundesstraßen B9 und B42. Und die Frage, was die geplante Vertiefung der Schifffahrtsrinne zwischen St.Goarhausen/St. Goar und Mainz/Wiesbaden für Auswirkungen haben wird.
  • Politikern auf die Füße treten: Politiker und Politikerinnen haben viel um die Ohren. Und hören dabei die am besten, die am lautesten schreien. Wer im Landtag oder im Bundestag sitzt, wohnt seltenst selbst zwischen Schiene und Bundesstraße und kriegt auch deshalb von der Realität hier im Tal wenig mit. Deshalb: Wann immer wir Kontakt zu Entscheidungsträgern aus der Politik haben, müssen wir auf das Lärmproblem hinweisen und fragen, was die jeweilige Person/Partei dagegen tut.

Ohren zu und durch ist keine Lösung. Denn unsere Gesundheit, unsere Häuser, die Natur und der Tourismus in der Region sind Werte, für die sich zu kämpfen lohnt.

Zum Fragebogen der BI Pro Rheintal

Jubiläum ohne Jubel. Zukunft des 100 Jahre alten Krans weiter ungewiss

14 Personen am Rheinufer vor historischem Häusener Kran

Seit genau 100 Jahren steht der Hafenkran in Sankt Goarshausen am Rheinufer. 1999 war er nach 82-jähriger Betriebsdauer stillgelegt worden. Seit 2002 steht er unter Denkmalschutz. (Gesamte Chronlogie der Ereignisse hier.) Das Geld für seine dringend notwendige Sanierung liegt bereit. Trotzdem ist die Zukunft des technischen Denkmals weiter ungewiss. Denn noch immer ist nicht klar, wer den Kran nach der Sanierung übernimmt. Die Eigentümerin, das Logistik-Unternehmen Rhenus, möchte den Kran abgeben. Nun muss der Stadtrat darüber entscheiden, ob die Stadt den Kran nach der umfassenden Sanierung übernimmt. Auch die geplante Neugestaltung des Kranplatzes hängt von der Lösung dieser Frage ab.

Man war schon mal weiter

In dieser Frage wird seit 1999 um eine Einigung gerungen. Zwischenzeitlich hatte Rhenus zugesagt, den Kran in ihrem Eigentum zu behalten, rückte aber später von dieser Aussage wieder ab.

Fünf Personen vor Denkmal Häusener Kran

Vor zwei Jahren hatte es so ausgesehen, als wäre eine Lösung in greifbarer Nähe. Artikel in der Rhein-Zeitung vom 5. Juni 2015

Wie geht es weiter?

Rathaus Sankt Goarshausen hinter Dornenhecke

Wird das was? Wie geht es weiter?

bange Fragen, zwei Tage vor der Wahl. Ist die Stadt bereit für den Aufbruch?
Die Kräfte des Verharrens sind erheblich. Und sie krallen sich zusammen, schließen die Reihen. Wie eine uneinnehmbare Festung gegen die Außenwelt.
Als ich in den Stadtrat kam, vor knapp drei Jahren, prophezeite mir einer der Kollegen, ich würde bald wieder das Handtuch schmeißen. Inzwischen weiß ich auch, warum.
Denn wo man geht und steht, trifft man hier auf Menschen die sagen „Ich war auch mal im Stadtrat“. Und die das offenbar schnell wieder aufgegeben haben.
Na klar, die Stadt ist ein Dornröschen, das küsst man nicht mal eben im Vorübergehen wach. Denn es ist umgeben von einer gigantischen Dornenhecke. Manche nennen diese Dornenhecke Schuldenberg, andere sagen, das Gestrüpp heiße Provinzialität.
Mir egal. Ich sehe nur das Dornröschen.

Ich sehe nur das Dornröschen. Und ich will es wachküssen.

Das Rathaus selbst ist symbolhaft für die Misere. Außen sieht das Gebäude trostlos aus, ist vernachlässigt. Doch im Innern ist es ein würdiger und stilvoller Bau mit einem großzügigen Treppenhaus, hohen Räumen und schönen Parkettböden. Man könnte etwas draus machen. Und so ist es mit vielem in dieser Stadt. Es fehlt der liebevolle, wertschätzende und kenntnisreiche Blick und, ja, auch der Mut, neue Wege zu entdecken.